29. September 2010

#5 Putt, putt, putt – wo bist du Kiwi?

Cape Reinga
5. September – das ist schon über drei Wochen her! Da ist es wohl mal wieder an der Zeit für einen vernünftigen Eintrag. Seit einer Woche ist wieder Schule. Das ist nun nicht gerade der Grund zur Freude – aber wenn ich schreibe, dass wieder Schule ist, heißt das, dass vorher keine Schule war. Und das ist ein Grund zur Freude. Zwei Wochen Mid Semester Break! Und da bin ich ordentlich 'rumgekommen.
Zwar ging es für mich etwas verspätet los, da ich mir mit meiner Thunfisch-Pasta den Magen verdorben hatte und ein paar Stunden später dachte ich müsse sterben, aber dennoch habe ich einiges gesehen. Mit dem Bus bin ich von Auckland nach Rotorua gefahren um meine Gruppe wieder einzuholen. Da hab ich aber nicht viel gesehen, da wir direkt in Richtung Taupo aufgebrochen sind. Auf dem Weg dorthin haben wir an am Blue Lake und Green Lake Halt gemacht – naja, so grün blau waren die nun auch wieder nicht...
Die Huka Falls
Imposanter waren da eher schon die Wassermassen der Hukafalls. In wahnsinniger Geschwindigkeit rauscht das türkisfarbene Wasser durch die Felswände.
Die Nacht in Taupo war super! Nachdem wir uns nicht einig werden konnten ob Campingplatz, Hostel oder was auch immer...ergab sich die Möglichkeit schon einen Tag eher als geplant bei Christa, Chris' Mitbewohnerin, im Sommerhaus zu übernachten. Das Häuschen liegt direkt am Lake Taupo. Nach dem heißen Bad im eigenen Thermalbad, konnten wir uns also direkt im See wieder abkühlen... achso, der hauseigene Hot Water Beach ist übrigens nicht zu vergessen.
Den nächsten Tag verbrachten wir damit den Tongariro River entlang zu wanderen. Das ausnahmsweise gute Wetter musste doch ausgenutzt werden! Etwas südlicher davon wanderten wir dann am Mittwoch etliche Stunden durch den Tongariro National Park. Hier befinden sich die drei aktivsten Vulkane Neuseelands. Mount Tongariro, Ruapehu und Ngauruhoe. Letzterer musste übrigens als Mordors' Schicksalsberg in „Herr der Ringe“ herhalten. Das Wetter hielt sich zum Glück ganz gut, sodass wir nicht zu nass wurden. Interessant war der Regenbogen unter uns...
Am Tongariro River
Von hier aus sind wir dann mit Zwischenstopp in Ohakune und Martinborough nach Wellington gefahren. Es ist interessant, dass es hier außer Auckland keine wirklich großen Städte gibt. Wellington schien mir auf den erten Einfruck viel gemütlicher und wohnlicher. Begeistert war ich vom „Te Papa“ dem Nationalmuseum Neuseelands. Ich hab hier bestimmt drei Stunden drin verbracht und hätte auch noch länger bleiben können. Abends haben wir dann mit Gena – unserer Gastgeberin – die Partyszene unter die Lupe genommen. War ganz nett! In der letzten Bar viel uns dann nach zwei Stunden auf, dass Fred irgendwie gar nicht da war. Da er nicht auf die SMS antwortete entschlossen wir ihn zu suchen. Er stand draußen vor der Tür. Wegen seiner Schuhe wurde er nicht 'reingelassen – ich frage mich warum ich dann mit meinen Matsch-Wanderschuhen drinnen war?
Mt Ngauruhoe aka Schicksalsberg
Auf dem Rückweg haben wir uns dann noch Napier angeguckt – World capital of Art deco buildings – jaja, auch nett! Ich denke, das interessanteste ist hier einfach die Landschaft.

Am Dienstag haben wir dann in Auckland einen Zwischenstopp eingelegt und unsere Gruppe neu arrangiert. Chris und Michael haben wir hier gelassen, dafür hab wir dann Fie und Jannika eingeladen. Vorher haben wir allerdings unser Auto umgetauscht, da diese Schrottkiste mit einem vollen 60 Liter Tank satte 250km gefahren ist. Das passte unserem Geldbeutel nicht so ganz. Das das normal sei bei diesen Autos haben wir uns nicht aufschwatzen lassen und nachdem wir nicht locker ließen, hatten sie ganz plötzlich doch noch einen anderen Wagen frei.

Lower Tama Lake, Tongariro National Park
Mittwoch morgen ging es dann ebenfalls verspätet – denn nun war Fie krank – weiter Richtung Norden. Ich glaube das einzige was wir gesehen haben waren Strände, Strände und... Strände. Zwischendurch ein paar von den schönen grünen Hügeln und dann wieder Strände. Aber jeder der Strände hatten seinen eigenen Reiz. Felsig oder sandig. Abgelegen und ruhig, oder von Touristen überlaufen (Na gut, das ist übertrieben. Ist ja Winter.). Aber auch die gefahrenen Strecken waren die Zeit wert! Für die sechs Kilometer zum XXXXXXXXXXXXXX haben wir bestimmt eine Stunde gebraucht, da wir plötzlich alle ziemlich interessiert an den neuseeländischen Vögeln waren und alle 100 Meter anhalten mussten. Klingt langweilig – aber zu dem was man aus Europa kennt – ist es ziemlich interessant was sich hier für eine riesige Artenvielfalt in allen Farben, Formen und Größen entwickelt hat.
Aber nicht nur die Vögel, natürlich auch verwirrte Schafe und trotzige Kühe, die auf der Straße umherliefen waren Grund zum Bremsen. Spannend, spannend. Der Weg ist eben das Ziel!
Unsere erste Nacht im Zelt haben wir auf einem Campingplatz direkt am Strand verbracht. Zelt aufbauen im Dunkeln, sternklare Nacht, Baked Beans vom Gaskocher – alles super. Nur als mir Nachts auf einmal der Regen ins Gesicht tropfte und die Zeltstangen auf meinen Kopf hämmerten war es nichtmehr ganz so lustig. Ich glaube so wechselhaft wie hier ist das Wetter nirgendwo auf der Welt. Am morgen erfuhren wir, dass es für den folgenden Tag ne Sturmwarnung gab. Wir haben dann die nächste Nacht im Hostel verbracht.
Und Zwar in Russell, der ersten europäischen Siedlung Neuseelands. Mit der ältesten Kirche, ältesten Polizeistation, ältesten... was auch immer. Ja ja, kleine niedliche Stadt. Besonders super war die älteste stinkige Kassiererin im Supermarkt. Den ersten Anschiss erhielten wir nachdem wir unsere Sachen rechts neben und nicht links neben die Kasse gelegt hatten. Und dann waren wir ja auch noch so furchtbar kompliziert, weil wir einige Sachen vom gemeinsamen und die persönlichen Sachen vom eigenen Geld zahlen wollten. Schließlich könne sie ja nichts dafür, dass wir mit dem falschen Fuß aufgestanden seien. Ach ja. Und dann ist ja auch noch die größte Frecheit gewesen, dass wir unsere „18+ Card“ vorzeigen wollten um unser Alter bestätigen zu lassen. Was sollte sie auch schon mit dieser dämlichen internationalen Karte. Sie bräuchte schließlich unsere Ausweise. Denn wir sehen ja alle viel jünger aus als 18... Kurze Erklärung: Die „18+ Card“ bekommt man bei jeder neuseeländischen Institution für eine kleine Gebühr um zB. in Clubs nicht seinen Ausweis mitnehmen zu müssen. Diese Karte gilt nur in Neuseeland. Und zum Thema „Ihr seht ja alle viel jünger als 18 aus“ – in einem der vorherigen Einträge habe ich gerade Fie's 26sten Geburtstag beschrieben. Das ganze nahm dann jedoch ein lustiges Ende, als Fred die Schnauze voll hatte und seinen Presseausweiß zückte. Immer gut ein paar Journalisten dabei zu haben. ...bei dieser Frau herrschte eben immer noch das Jahr 1883.
Die Nacht in Russell haben wir in einem ziemlich coolen Hostel verbracht. Zu ganz normalen – eigentlich sogar günstigen Preisen – haben wir ein ganzes Haus, mit Terrasse und eigenem Strandzugang gehabt. Das haben wir natürlich genossen. Der Hostelmanager, der direkt neben uns in wohnte, kam abends vorbei und hat uns einen Plan und Sehenswürdigkeiten vorgeschlagen, außerdem über Neuseelands Geschichte erzählt und uns Tipps gegeben, wie wir Kiwi-Vögel finden können.

Bay of Islands
Mit der Fähre begannen wir dann unseren Weg Richtung Karikari Peninsula. Nicht zu vergessen ist natürlich der Stop in Mangonui – für die besten Fish'n'Chips in Neuseeland – angeblich...
Auf der Karikari Peninsula haben wir vor allem wieder Strände gesehen! Lange weite weiße Strände, mit Dünen, und davor Wiesen mit Kühen – wie in Ostfriesland. Das moderne Hostel war uns zu langweilig. Also haben wir uns für das „Rockhouse“ entschieden. Das war ein interessantes Ding! Das Haus war aus allen möglichen Materialien zusammengebaut. Unbearbeitete Felssteine, Baumstämme, Muscheln, Flaschen, Tierfelle auf dem Boden, Selbstgebaute Möbel... Das ganze war auch nicht wirklich ein Hostel. Wir waren eher zu Gast bei einem Alten Mann, der den Abend gemütlich vor dem Kaminfeuer verbrachte. Seine Klamotten hat der wohl nichtmal zum schlafen gewechselt... und das Wasser aus der Leitung roch wie verfaulte Eier... Hätte 'ne super Location für 'nen Horrorfilm abgegeben.

Am Samstag haben wir dann endlich unser nördlichstes Ziel – Cape Reinga – erreicht. Hier treffen deutlich sichtbar der Pazifik und das Tasmanische Meer aufeinander und vermischen sich in ineinander-brechenden Wellen. Nach Maoriglaube ist hier auch der Ort an dem sich die Seelen der Toten auf die Heimreise in die Unterwelt begeben. Es war teilweise so stürmisch, dass man Mühe hatte auf den Füßen zu bleiben (ich übertreibe gerne, aber es war wiklich stürmisch!). Wir haben dann auch noch die Tapotupotu Buch besucht und Spaghetti vom Gaskocher auf Toastbrot mit Mais und Thunfisch zu von Fie und mir dazu passend beigetragenen Gitarrenklängen zum Mittag verzehrt. Die Nacht haben wir dann aber auf dem gut von Bäumen geschützten Campingplatz an der Spirits Bay verbracht. Ein paar Tage danach, sind hier die 80 Wale gestrandet, was auch in Deutschland in den Nachrichten war. Das fühlt sich auf einmal ganz anders an, wenn man den Ort kennt.
Das zum Glück trockene Wetter und vor allem der Blick auf die grünen typisch neuseeländischen Hügel wenn man morgens das Zelt öffnete waren super!

Kauri Baum
Unseren letzten Tag sind wir dann die Westküste hinuntergefahren und haben kurz an dem ach so berühmten „90 Miles Beach“ angehalten, den ich aber ziemlich öde fand. Mit der Fähre haben wir dann den Hokianga Harbour überquert und dann fest gestellt, dass unsere Spritanzeige SEHR weit im Keller ist. Die Tankstelle im Fährort hatte jedoch geschlossen, und das iPhone sagte soetwas wie „60km bis zur nächsten Tankstelle“...das hieße: Auto schieben! Zum Glück konnte uns jemand mit der hilfreichen Auskunft weiterhelfen, dass in einer der nächsten Orte auch eine Tankstelle sei. Auf gut Glück sind wir dann losgefahren – während ich Fie, die am Steuer saß, vor jeder Kurve zum Spritsparen ermahnt habe ;) Ging aber alles gut. Nur das sau-teure Benzin hat unsere Gemeinschaftskasse geleert...
Auf dem weg konnten wir im Waipoua Forest die gigantischen Kauri-Bäume betrachten. Vor allem der größte, noch lebende war imposant... Der Versuch die Größe fotografisch festzuhalten hat mich zum Verzweifeln gebracht – ich bin gescheitert. Die letzte Nacht wurde dann auf einem Campingplatz mitten im Wald verbracht. Als es dunkel wurde zückten wir dann unsere Taschenlampen, improvisierten rote Filter mit irgendwelchen Gegenständen und machten uns auf den Weg in den wilden Regenwald. (Mama, es gibt hier keine gefährlichen Tiere.) Alles was wir gefunden haben, waren Laute komischer nachtaktiver Vögel und Silver Fern. Die Kiwi-Vögel, wegen denen wir eigentlich hier waren...blieben aus. Schade. Aber dennoch. Spannend wars!

Kui kui kui,
Markus

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